Esslinger Zeitung
vom 24.11.2003

Von Elke Eberle
Fasnets-Show im XXXL-Format

NEUHAUSEN:
Zur 850-Jahr-Feier präsentieren die Narrenvereine gemeinsam "Best of Fasnet"

In der heißen Phase jeder Fasnetskampagne stellen die Vereine für Kappenabende und Prunksitzungen fantasievolle, knackige und mit Witz, Charme und Sex-Appeal gepfefferte Veranstaltungen auf die Beine. Die Vereinsmitglieder tanzen, machen Musik und spielen Sketche auf höchstem Niveau. Bei "Best of Fasnet", einer Veranstaltung der Arbeitsgemeinschaft Neuhausener Vereine und der Gemeinde im Rahmen des Ortsjubiläums, zeigten alle zusammen ihr Bestes.

"Von Neuhäusern mit Neuhäusern für Neuhäuser": Die Idee zu dieser Veranstaltung war schon vor mehr als einem Jahr geboren worden, schließlich gehört die Fasnet zu Neuhausen wie das Ei zu Ostern. Im Lauf der Jahre hat sich eine sehr eigenwillige Mischung von Fasching, Fasnet, Karneval herausgebildet: Viele Elemente existieren hier nebeneinander und bereichern sich gegenseitig.

Die Geschichte der Fastnacht in Neuhausen rekapitulierte der Ehrenpräsident des Narrenbundes, Hans Siegl. Er erzählte von Frauen, die, da sie ein sündhaftes Wesen seien, einst zu Hause bleiben mussten und wollten sie etwas wissen, ihre Männer fragen sollten. Er erzählte von gigantischen Fressgelagen in der Fasnetszeit, der langsamen Emanzipierung der Frau mit einer eigenen Party am schmotzigen Donnerstag und von der Tradition der Fasnetshenne, die im Jahr 1330 erstmals erwähnt wird und auch heute noch dem amtierenden Bürgermeister an eben jenem Donnerstag überreicht wird. Ein Bad in einer besonderen Menge nahmen Sitzungspräsident Wolfgang Mann und Bürgermeister Ingo Hacker: Rund 100 Gardemädchen, die des Narrenbundes (NBN) in Rot-Weiß und jene des Männergesangvereins (MGV) in Blau-Weiß, hatten sich versammelt. Die Tänzerinnen mit dem Showtanz "Moulin Rouge", das Tanzmariechen, die Millenniumsgarde und die Jüngsten mit ihrem groovigen Kokosnusstanz bezauberten das Publikum. Der MGV zeigte Ausschnitte der jüngsten Musical-Gala, den "König der Löwen" und "Tanz der Vampire" - mit hervorragenden Sängerinnen und Sängern, fantastischen Tanzeinlagen und fantasievollen Kostümen. Dort siegt noch immer das Gute und Träume werden wahr. Tosender Applaus war der Lohn. Auch die Bütt in Neuhausen ist eine besondere Melange: Fantasie mischt sich mit Wirklichkeit, Comedy mit Kabarett, es brillierten Harald Wittmann und Klaus Hussinger. Beide hatten den Bürgermeister im Visier, der eine bestätigte ihm Knickrigkeit, der andere erzählte Geschichten aus dem Leben, zum Beispiel jene des nackt sonnenbadenden Bürgermeisters an einem exponierten Ort - der Glaskuppel des Hotelspeisesaales. Die singenden Gänsbettlerchen, diesmal als Clowns gekleidet, sinnierten über unvergessliche Fasnetsgeschichten. Einen wohl behüteten Bauchtanz der Extraklasse zeigten Männer des Albvereins.

Premiere feierte eine außergewöhnliche Musikgruppe: Knapp 250 Guggenmusiker verschiedener Gruppen folgten dem Taktstock eines Dirigenten und tauchten die Egelseehalle in ein Bad aus Schalmeienklängen und Schlagwerkrhythmen.

Alles zusammen eine Show der Superlative. Den Verantwortlichen mag die Auswahl schwer gefallen sein, denn die Vereine Neuhausens bieten jede Menge Potenzial und eine geballte Ladung an Engagement, Kreativität und Extraklasse.